Theorie und Praxis

der Schuldenprävention

Mit dem Begriff «Prävention» werden alle Strategien und Massnahmen bezeichnet, die ergriffen werden, um die Entstehung, Verbreitung und die negativen Auswirkungen von Risikoverhalten zu verhindern oder zu vermindern. Der Begriff «Schuldenprävention» wird für Massnahmen benützt, welche versuchen, einer Verschuldung vorzubeugen. Schuldenprävention ist die Auseinandersetzung mit Schulden, Schuldenursachen sowie den Auswirkungen von risikoreichem Konsumverhalten.

  • Universelle Prävention richtet sich an Bevölkerungsgruppen, denen keine spezifischen Risikofaktoren zugeschrieben werden. Die Schuldenprävention Aargau–Solothurn arbeitet diesbezüglich z.B. mit Schulklassen und Jugendgruppen.
  • Selektive Prävention richtet sich an Zielgruppen, bei denen bestimmte Risikofaktoren ausgemacht werden können. Die Schuldenprävention Aargau–Solothurn arbeitet diesbezüglich beispielsweise mit Menschen mit Migrationshintergründen.
  • Indizierte Prävention bezeichnet Massnahmen, die sich an Individuen richten, bei denen bestimmte Risikoverhalten für die zu verhindernde Schuldenproblematik entdeckt wurden. Die Schuldenprävention Aargau–Solothurn arbeitet diesbezüglich z.B. mit Erwerbslosen.

(vgl. Gordon, R. (1987). An operational classification of disease prevention.)

Wirkmodell der Schuldenprävention Aargau–Solothurn

Wirkmodell der Budget- und Schuldenprävention Aargau–Solothurn

Prävention lohnt sich. Verschiedene Risiko- und Schutzfaktoren wirken auf die Entstehung und Verhinderung von finanziellen Schwierigkeiten ein. Präventionsmassnahmen, die den individuellen Lebensstil sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen, verbessern nicht nur die Lebenslagen betroffener oder gefährdeter Personen, sondern stärken auch das familiäre und berufliche Umfeld. Je mehr Risikofaktoren reduziert und Schutzfaktoren gestärkt werden können, umso geringer sind die aus Schuldenproblematiken resultierenden Kosten etwa für Staat und Gesellschaft.

Schuldenprävention in den Zielgruppen

Was bedeutet Schuldenprävention für die nachfolgenden Zielgruppen? Die folgenden Darlegungen ermöglichen einen Überblick in die adressatengerechte Präventionsarbeit. Für diese Zielgruppen bietet die Schuldenprävention Aargau–Solothurn Weiterbildungsangebote an.

  • Betriebe
    Die Folgen von Über- und Verschuldungen betreffen oftmals nicht nur die Privatperson, sondern auch den Betrieb. Bei immer mehr Absenzen und reduzierter Produktivität fallen dem Betrieb hohe Kosten an. Wir zeigen Arbeitgebenden und Personalverantwortlichen auf, wie sie Mitarbeitende vor finanziellen Notlagen schützen können.

  • Neuzugezogene und Fremdsprachige
    Über Geld reden ist schwierig, über Schulden oftmals unmöglich. In unseren Workshops erhalten Neuzugezogene und Fremdsprachige sprach- und kulturgerechte Informationen zum kompetenten Umgang mit Geld.

  • Schulen und Jugendarbeit
    Die Finanzkompetenz gehört genauso zur Ausbildung wie die Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz. Im Jugendalter befinden sich Jugendliche im Schul- und Jugendarbeitssetting. Darin werden sie eng begleitet von Lehrpersonen, Schulsozialarbeitenden und Jugendarbeitenden. Ziel ist die Stärkung der Multiplikatorenrollen.

    Unterrichtsmodul: Als weitere Möglichkeiten können Schulen und Jugendgruppen ein Unterrichtsmodul bei uns buchen, in dem wir in einem Workshop direkt mit den Jugendlichen an Themen wie Schulden, Budget und Konsum arbeiten.

  • Eltern und Erziehungsberechtigte
    Eine offene Auseinandersetzung mit Geld ist zentral. Wenn die Kinder noch klein sind, legt die Familie die Richtlinien für Werte und Normen fest. Sie lebt Praktiken vor und filtert die von aussen kommenden Informationen. Die Kinder erhalten dadurch von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten Wissen in finanziellen Angelegenheiten. In Veranstaltungen werden gemeinsam Fragen rund ums Taschengeld, Lehrlingslohn, Studien- und Verpflegungskosten geklärt.

Forschung zur Wirksamkeit der Schuldenprävention

Die Budget- und Schuldenberatung Aargau–Solothurn (mit finanzieller Unterstützung von Swisslos Kanton Aargau), Plusminus, Budget- und Schuldenberatung Basel (mit finanzieller Unterstützung der Christoph Merian Stiftung), die Müller-Möhl Foundation sowie die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ haben gemeinsam eine Studie in Auftrag gegeben, welche die bestehenden Wissensgrundlagen sammeln, aufarbeiten und für die Praxis nutzbar machen soll.

Unter der Leitung von Dr. Claudia Meier Magistretti vom Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit der Hochschule Luzern fokussiert die Wirksamkeitsforschung zur Schuldenprävention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf folgende Fragestellungen: Wirksamkeit von universeller Schuldenprävention, Financial Literacy (Finanzwissen und finanzielle Bildung) sowie Good Practice in der Schuldenprävention. Es konnten Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Schweizerische Schuldenprävention formuliert werden. Die Forschungsarbeit können Sie als PDF herunterladen:

6,6% der Schweizer Bevölkerung von Armut betroffen

Gemäss der Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik waren 2014 6,6% der Schweizer Bevölkerung, also 530‘000 Personen, von Einkommensarmut betroffen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Armutsquote der Gesamtbevölkerung leicht gestiegen.
Weitere Informationen finden Sie auf der SILC-Seite des BfS:

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